Eigene Pläne für den A 8-Ausbau

NIEFERN-ÖSCHELBRONN. Für den Ausbau der Autobahn im Enztal hat die Gemeinde Niefern-Öschelbronn eigene Baupläne auf den Tisch gelegt. Damit soll vor allem der Lärmschutz am Aufstieg Richtung Wurmberg verbessert werden.

Mit den Überlegungen eines eigens beauftragten Ingenieurbüros für die geplante sechsspurige Modernisierung der A 8 im Enztal will der Gemeinderat Niefern-Öschelbronn die umstrittenen Lösungen des Regierungspräsidiums (RP) korrigieren. Zum einen soll die Autobahn am Wurmberger Anstieg nicht so hoch gebaut werden, wie es das Land vorhat. Im Gegensatz zum RP fordert die Gemeinde dort Lärmschutzwände. „Außerdem wird bei unserer Alternative das Gefälle ins Enztal besser entschärft als beim RP“, sagte Ortsbaumeister Franz-Josef Müller. Auf der anderen Seite, am Nieferner Enzberg, macht sich der Gemeinderat nun für eine Talbrücke stark. In den aktuellen Plänen des Landes ist dort bisher ein 380 Meter langer Deckel über die A 8 vorgesehen.

 

„Kostet auch nicht mehr“
„Der Bund will weniger Gefälle, damit vor allem Lkws weniger Schadstoffe ausstoßen. Unser Vorschlag wird dem gerecht, kostet auch nicht mehr und bietet darüber hinaus einen besseren Schutz der Anwohner in Niefern vor dem Verkehrslärm“, zählte Gemeinderat und FDP-Bundestagsabgeordneter Erik Schweickert die Vorteile des neuen Konzepts auf. „Dieser Vorschlag ist gut“, sagte auch CDU-Fraktionssprecher Udo Hummel. Beim aktuellen Ausbau der Autobahn werde zum Beispiel in Friolzheim sehr viel getan, um das Wohngebiet am Geißberg vor Lärm zu schützen, so Hummel: „Dort geht man richtig tief in den Berg hinein und baut auch noch einen hohen Lärmschutzwall.“

„In den vergangenen Jahren hat das Regierungspräsidium unsere Anregungen nicht geprüft“, klagte Bürgermeister Jürgen Kurz. Die neuen Überlegungen werde die Gemeinde in die noch dieses Jahr geplante offizielle Erörterung in Niefern einbringen. „Die Straßenplaner des Landes haben seit 2005, als sie Schiffbruch erlitten haben, bis heute ihre Chancen nicht genutzt“, sagte Jürgen Aydt (SPD). „Ich hoffe, dass sie erneut eine Bauchlandung erleben“, so Aydt, „denn unsere Ideen sind besser für unsere Anwohner, aber auch für die Autofahrer.“ Der Gemeinde dürfe „niemand vorwerfen, dass wir den Ausbau verzögert haben, Schuld hat das RP“, sagte Aydt.

„Wir wollen keine Lex Niefern“
„Das Regierungspräsidium mauert seit Jahren“, sagte Schweickert. „Wir wollen ja keine Lex Niefern für uns, sondern eine gute Lösung für alle.“ Zwischen Karlsbad und Pforzheim baue das Land „mit vielen Millionen Euro“ gleich zwei Brücken, um einen besseren Verkehrsfluss zu erreichen. „Das RP hat seit 2005 getrödelt“, sagte Hummel. Das CDU-Ratsmitglied hat die Hoffnung fast schon aufgegeben: „Das ist ein kontrolliertes Fahren gegen die Mauer von 900 Einsprüchen der Bürger.“

Der Gemeinderat wird auch die Brückenlösung ins Verfahren einführen. „Das Bundesverkehrsministerium sieht keinen Mehrwert in einem längeren Tunnel, den wir früher gefordert hatten“, sagte Schweickert. Deshalb habe das Fachbüro jetzt vorgeschlagen, zwischen Eutingen und Niefern am Enzberg eine 970 Meter lange Brücke bis ins Tal zu bauen. „Vielleicht sind nun Kieselbronn und Eutingen gegen unseren Antrag“, so der Bundestagsabgeordnete. Doch für die Nachbargemeinde sowie den Pforzheimer Stadtteil sei dennoch ein wirkungsvoller Lärmschutz möglich.

Die Gemeinde habe bei ihren Vorschlägen berücksichtigt, dass das Land am Standort der Tank-&-Rastanlage festhalte, so Ortsbaumeister Müller. Rathauschef Kurz hatte gefordert, den Rasthof zu verlegen. So könne ein Zwangspunkt für die Planung der neuen Autobahn im Enztal entfallen. Für das RP komme jedoch ein anderer Standort nicht in Frage, erklärte aber Regierungspräsident Rudolf Kühner (die PZ berichtete).

In einer außerordentlichen, öffentlichen Sitzung wird der Gemeinderat am Dienstag, 27. Juli, um 17.30 Uhr im Bürgerhaus in Niefern an der Hauptstraße mit RP-Chef Rudolf Kühner über den Ausbau der A 8 diskutieren.

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Traumhaft: Auf der sechsspurig modernisierten A 8 von Heimsheim Richtung Leonberg fließt der Verkehr flüssig. Dort wurden Gefällstrecken wie hier bei Perouse entschärft. Mit der Lösung fürs Enztal ist die Gemeinde Niefern-Öschelbronn dagegen nicht zufrieden.

Foto: Wittek, Archiv

 

Mit freundlicher Genehmigung der Pforzheimer Zeitung