Amazon weckt Hoffnungen, ruft aber auch Kritik hervor
Schon im Juli soll ein Teil des Logistikzentrums fertig sein

 

Pforzheimer Kurier 17.12.2011

 

Von unserem Redaktionsmitglied Mike Bartel

Ein überwiegend positives Echo, aber auch einige kritische Töne hat die seit Donnerstag offiziell bestätigte Ansiedlung eines Amazon-Logistikzentrums in Pforzheim hervorgerufen. Oberbürgermeister Gert Hager geht, wie er gestern gegenüber dem Pforzheimer Kurier sagte, von einer Signalwirkung in mehrfacher Hinsicht aus. So rechnet er nicht nur mit einer deutlichen Entlastung des Arbeitsmarkts. Er sieht den innerhalb von nur drei Monaten zustande gekommenen Vertragsabschluss auch als Ermutigung für weitere Investoren, sich mit der Goldstadt als Standort zu beschäftigen und als Zeichen an die Bürger, „dass sich in Pforzheim etwas bewegt, und zwar deutlich zum Positiven“ (siehe auch Bericht im Wirtschaftsteil).

 

„Die große Hoffnung besteht darin, die wenig qualifizierten Arbeitskräfte wieder in Lohn und Brot zu bringen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Florentin Goldmann. Ralf Fuhrmann von der SPD betrachtet die Amazon-Ansiedlung als „großen Erfolg“. Dies werde „positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die soziale Struktur“ in der Stadt haben. Man werde aber zusammen mit der Gewerkschaft sehr wohl „ein Auge auf die Arbeitsbedingungen haben“. Die Konditionen, zu denen bei Amazon gearbeitet wird, sind für die beiden WiP-Gemeinderäte Christof Weisenbacher und Wolfgang Schulz „unzumutbar“. Der amerikanische Internethändler zahle schlechter als andere Versandhäuser, kontrolliere seine Mitarbeiter per Handscanner und beschäftige zwei Drittel seines Personals nur befristet. Deshalb lehnen sie die Ansiedlung ab.

Kritische Worte kommen auch aus dem seit Jahrzehnten in der Goldstadt ansässigen Versandhaus Bader. Geschäftsführer Klaus Bader sagt: „Es ist befremdlich, dass die Stadt Pforzheim das Gewerbesteueraufkommen der hier beheimateten Versender dazu nutzt, um einem anderen Versender die Ansiedlung zu subventionieren. Zumal es sich hierbei um einen Filialbetrieb handelt und daher von Amazon nur ein kleiner Teil des Steueraufkommens zu erwarten ist.“
Droht gar ein Kampf um Arbeitskräfte? Dirk Hauke, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Versandhaus Klingel sagt, es sei grundsätzlich positiv, wenn zusätzliche Arbeitsplätze in der Stadt geschaffen werden. Er habe keine Befürchtung, dass man in größerem Umfang Mitarbeiter verliere, weil man eine bessere Vergütungsstruktur anbieten könne.
Wie die Stadt gestern mitteilte, soll bereits im Juli 2012 der erste Gebäudeteil des neuen Logistikzentrums fertiggestellt sein und der Betrieb aufgenommen werden. Im September kommenden Jahres soll das Gebäude auf dem rund 17 Hektar großen Grundstück im Gewerbegebiet Buchbusch komplett in Betrieb genommen werden. In einer Pressemitteilung äußerte sich OB Hager lobend über alle beteiligten Fachbereiche der Stadtverwaltung, „die unter Leitung meines Kollegen Bürgermeister Alexander Uhlig hervorragend zusammengearbeitet und das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss geführt haben“. Die Ansiedlung mache deutlich, „dass Pforzheim und die Region attraktiv für globale Unternehmen sind und die schnelle Verfügbarkeit und Erschließung im Gewerbegebiet ein weiterer wichtiger Schlüssel zum Erfolg der Ansiedlung waren“.

Laut Bürgermeister Uhlig haben alle Beteiligten sehr hart an der Realisierung dieses Projektes gearbeitet. Die „ständige Bereitschaft und unser Wille, dieses Projekt zum Erfolg zu führen“, hätten letztlich den Ausschlag für die Ansiedlung des amerikanischen Versandhandelsriesen gegeben.

Link vom Wirtschaftsteil

 

 

Mit freundlicher Genehmigung des Pforzheimer Kurier