Ungeschützt müssen die A 8-Anwohner vor allem in Niefern-Vorort und Pforzheim-Eutingen den Lärm ertragen. Deshalb fordert der Gemeinderat Niefern-Öschelbronn eine gute Lösung.

„Eine A8-Brücke zahlt sich aus“

 

NIEFERN-ÖSCHELBRONN. Der Gemeinderat fordert nach wie vor von Straßenplanern, beim Ausbau der Enztal-Autobahn den Lärmschutz zu verbessern. Die Gemeinde freut sich aber, dass die Planer einige Punkte korrigiert haben.

Der Gemeinderat Niefern-Öschelbronn werde an seiner Forderung festhalten, dass die Planer eine neue Nutzen-Kosten-Analyse für den sechsspurigen Ausbau des Enztalübergangs der A 8 vorlegen müssen, schrieb Bürgermeister Jürgen Kurz dem Regierungspräsidium Karlsruhe. Die Straßenplaner des Landes hatten die Gemeinde informiert, wie sich die Modernisierung der 70 Jahre alten Fernstraße vorstellen.

 

Benzinverbrauch senken:
Der Gemeinderat weist die Erklärung zurück, das Land habe bereits früher die Vor- und Nachteile einer „mittleren Talbrücke“ untersucht. Außerdem dürfe das Land „die frühere Nutzen-Kosten-Analyse von Heimsheim bis Pforzheim-Nord, die vor dem Bau des ersten Teilstücks Pforzheim-Süd bis Niefern gemacht wurde, nicht heranziehen“, so Kurz. Da diese Autobahn nicht nur „regionale, sondern auch landesweite und europäische Bedeutung“ habe, so der Gemeinderat, müssten „alle volkswirtschaftlichen Gesichtspunkte, auch solche wie Kraftstoffverbrauch für Steigungen und Gefälle, für Wetterunbilden, Staugefahr und Lärmauswirkung in Betracht gezogen werden“. „Dies ist gerade im Interesse der Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft unbedingt erforderlich“, teilte Kurz dem Regierungspräsidenten Rudolf Kühner schriftlich mit. Der Rentner Egon Reiling, ein Maschinenbau-Ingenieur aus Niefern, habe die Fahrzeugkolonnen tagelang gefilmt und dann ausgerechnet, wie groß die Vorteile einer Brücke für den Kraftstoffverbrauch seien, sagt Bürgermeister Kurz. „Wenn die Planer die Anstiege nicht ändern und auf eine Brücke verzichten, ergibt sich demnach ein Mehrverbrauch von jährlich 5,75 Millionen Liter Diesel für Laster und 18 Millionen Liter Benzin für Autos“, gibt Kurz die Auswertung des Ingenieurs wieder. „Das sind pro Jahr etwa 30 Millionen Euro mehr“, so der Ingenieur – „die Kosten für eine Brücke sind schnell wieder hereingeholt.“ „Bleibt das Land bei seinen Überlegungen, verliert auch die regionale Wirtschaft viel Geld“, so der Schultes. „Das Gewerbe, das die A 8 jeden Tag nutzt, wird geschädigt.“
Weiteres Becken für Regen
Dagegen hat sich der Rathauschef gefreut, dass die Planer bei der Entwässerung umgedacht haben. Durch die bisher vorgesehene vollständige Entwässerung Richtung Schillbach hätten schon mittlere Hochwässer die Nieferner Ortslagen bedroht. Deshalb begrüße es die Verwaltung, dass ein zweites Regenrückhaltebecken gebaut werde und eine Entwässerungsleitung Richtung Enztal verwirklicht werde. „Die Hochwassergefahr für den Schillbach, Kirnbach und den Ort wird damit deutlich gemindert“, erklärte Kurz.

Gefreut habe sich der Gemeinderat auch über die Mitteilung des Regierungspräsidiums, dass der Buswendeplatz am Ortsausgang von Niefern-Vorort an dem Sträßchen nach Kieselbronn erhalten werde. Da dort die Autobahn tiefer gelegt wird, führt künftig die Verbindung von Eutingen zum Kieselbronner Sträßchen über die Fernstraße. Der Bund müsse deshalb auch die Anschlussarbeiten an die Gemeindeverbindungsstraße von Niefern-Vorort nach Kieselbronn finanzieren, fordert Kurz.

Der Gemeinderat wird sich noch mit weiteren Kernpunkten des A 8-Ausbaus beschäftigen. Wie muss ein guter Lärmschutz aussehen und wird der Krach von der Steigung Richtung Wurmberg vermieden? Auf diese Fragen habe das Land noch keine befriedigenden Antworten gefunden. „Wir wollen eine gründliche, weitblickende Planung, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts standhalten muss“, sagt Bürgermeister Jürgen Kurz.

PZ Sa 08.08.2009 Mit freundlicher Genehmigung der Pforzheimer Zeitung: von Ralf Steinert

Mein Kommentar:
Gundi Köhler

Der Gemeinderat und Bürgermeister Kurz von Niefern fordern vom Regierungspräsidium Karlsruhe als der zuständigen Planungsinstanz des Bundes eine Nutzen-Kosten-Analyse und zwar für alle Varianten, auch für die Variante „Viadukt“ oder „Talbrücke“.

Bereits vor 2 Jahre stellte ich als Ortschaftsrätin einen Antrag im Eutinger Ortschaftsrat und forderte diese Nutzen-Kosten-Analyse. Leider bisher ohne Erfolg.
Meine Begründung:
„Die vom Bund im Jahre 2002 für alle Bundesfernstraßenprojekte geforderte Nutzen-Kosten-Analyse schreibt eine solche Untersuchung aller möglichen Varianten vor, also auch der Variante „Viadukt“.“

Sich vorweg gegen ein Viadukt zu sperren, ohne zu wissen, was eine solche Lösung kosten würde, widerspricht den Anforderungen des Gesetzgebers (Längsneigung und Nutzen-Kosten-Analyse). Das wäre nicht justiziabel.
Viele reden gegen die Brücke (Viadukt) und nennen horrende Zahlen, aber keiner weiß richtig Bescheid über die tatsächlichen Kosten.
Ich bin nun gespannt, wie sich die Stadt Pforzheim verhält und ob sie sich an die Forderung von Niefern anschließt.

Rechenbeispiel:
Täglich fahren 19.000 LKW Richtung Karlsuhe und 19.000 LKW Richtung Stuttgart, jeweils das Tal hinunter und wieder hinauf, was einen Mehraufwand von mindestens 1 Liter Diesel pro LKW verursacht.
Rechnet man 300 Tage (ohne Sonn- und Feiertage) auf 20 Jahre und 1 Euro pro Liter Diesel gibt dies Kosten von:
19.000 x 2 x 300 x 20 x 1 = 228.000.000 Euro = 228 Millionen Euro.

Man kann leicht nachvollziehen, wie schnell sich eine Brücke amortisiert. Außerdem muss man berücksichtigen, dass mit einer Brücke das Unfallrisiko gering ist, die Abgase im Verhältnis zu vernachlässigen sind und weit weniger Lärm entsteht.
Und eben dieser volkswirtschaftliche Schaden geht in die Nutzen-Kosten-Analyse ein und erschlägt alle anderen Argumente. Deshalb ist nur das Viadukt die volkswirtschaftlichste Lösung.