NIEFERN-ÖSCHELBRONN. Einen schweren Stand hatte Rudolf Kühner am 24.11.2010 im Nieferner Bürgerhaus: Der Regierungspräsident verteidigte die umstrittenen Pläne zum Ausbau der A 8 gegen Gemeinderäte und viele Anwohner.

Von Ralf Steinert

 

Neue Lärmschutzberechnungen für die Anwohner der A8 stellten Rudolf Kühner als Leiter des Regierungspräsidiums (RP) in Karlsruhe und sein Planungsleiter Harald Protz vor den Gemeinderäten aus Niefern-Öschelbronn vor. Das Land hatte seine Prognose für die künftige Verkehrsbelastung korrigiert. Die Hochrechnung, die Basis für den künftigen Lärm ist, wurde vom Jahr 2020 bis ins Jahr 2025 verlängert.

Prognose: 100 000 Autos täglich

Das hat Folgen: Bisher gingen die Planer von täglich rund 90 000 Fahrzeugen auf der Autobahn im Enztal aus, jetzt sind es rund 100 000. Das Land habe die Konsequenzen aus der neuen Kalkulation gezogen, sagte Protz: „Wir wollen noch mehr Flüsterasphalt bauen, jetzt von der Raststätte bis zum Bauende Richtung Wurmberg.“ Das war dem Gemeinderat aber zu wenig. CDU-Fraktionssprecher Udo Hummel sprach sich einmal mehr dafür aus, die A8 beim Wurmberger Anstieg nicht um mehrere Meter zu erhöhen, wie das vom Land vorgesehen ist. „Das Nieferner Sträßchen Richtung Pforzheimer Hagenschieß muss dort weiterhin über die A8 führen, die Autobahn darf nicht höher gebaut werden“, sagte Bürgermeister Jürgen Kurz. „Wir hören heute schon den Verkehr, wird die Autobahn höher, wird auch der Lärm zunehmen“, sagten Bürger im vollen Bürgerhaus.

„Wir können nur machen, was rechtlich geboten ist“, hielt Regierungspräsident Kühner dagegen. Er verstehe, dass die Anwohner und die Gemeinde „einen optimalen Lärmschutz wollen“. Das werde die Bundesregierung aber nicht bezahlen: „Wir können nicht einen Lärmschutz de Luxe bieten.“

Da wurde Rathauschef Kurz denn doch zornig: „Dass die neue Autobahn nach Wurmberg so hoch belassen worden ist, ist ein Fehler der Planer.“ Es wäre besser gewesen, dort beim Bau die Trassen noch mehr abzusenken. Überall bei Autobahnmodernisierungen würden heutzutage große Erdmassen abgetragen, um Steigungen abzutragen, zum Beispiel aktuell beim sechsspurigen Ausbau in Friolzheim.

Beinharte Auseinandersetzung

Auch Gemeinderat Roland Barth (FW/FDP) stieß in dieselbe Kerbe: „Sie, Herr Kühner, haben doch selber die Fixpunkte bei den beiden Berganstiegen im Enztal geschaffen. Das ist doch ein Schildbürgerstreich gewesen. Jetzt ist es natürlich schwierig.“

Das war aber nur der Auftakt einer beinharten Auseinandersetzung über einen wirkungsvollen Lärmschutz. Die Diskussion wurde teilweise erbittert geführt. Der Gemeinderat hatte vorgeschlagen, die bisher geplante Überdeckelung am Nieferner Enzberg von 380 Meter auf 800 Meter zu verlängern. Außerdem haben Ingenieure im Auftrag der Verwaltung eine Talbrücke als weitere Variante ins Spiel gebracht. Baudirektor Protz und RP-Chef Kühner legten erstmals Bewertungen über Nutzen und Kosten von Brückenlösungen vor. Fazit: Das Regierungspräsidium hält an seinen Überlegungen fest. Die „Pforzheimer Zeitung“ wird noch ausführlich über die Debatte berichten.

 

Mit freundlicher Genehmigung der Pforzheimer Zeitung